Geschichte des Mühlrads an der Erbacher Schlossmühle

Die Erbacher Schlossmühle ist erstmals erwähnt in den 1430er - Jahren. In Zeitungsberichten ist von alten Dokumenten aus den Jahren 1434 und 1439 die Rede. Das Schicksal meinte es mit dieser Mühle nicht immer gut. So manches Hochwasserereignisspülte gleich das ganze Mühlrad weg, was schließlich Graf Eberhard XV. 1874 dazu bewog, die Mühle aufzugeben und das Gebäude umzuwidmen. Es wurde gräflicher Marstall.

In den 1980er Jahren gab es Bestrebungen, initiiert von dem Maschinenbauingenieur und Hobby-Wasserradbauer Werner Müller (Steinbach) und finanziell getragen von dem Fabrikanten Bernhard Koziol, an der Mümlingseite der ursprünglichen Mühle wieder ein Wasserrad anzubringen. Bernhard Koziol lies die Radkonstruktion durch Mitarbeiter seiner Firma, nämlich dem Formenbauer Leonhard Neff (Michelstadt) und Schreiner Helmut Müller (Steinbach) herstellen.

Dieses Mühlrad war ein Hybrid-Konstruktion, zusammengebaut aus Bestandteilen zweier historischer Mühlen der nahen Umgebung: die Welle stammte aus der Heinstermühle zwischen Würzberg und Watterbach, der größte Teil des Mühlrades mit Felge, Schaufeln, Rosette usw.stammte von der Watterbacher Dorfmühle, die unterschlächtig betrieben wurde, das heißt, das Wasser läuft unter dem Mühlrad und treibt es somit an.

Zustand im Februar 2021

Der Weg, der am Mühlrad vorbeiführt, wird außerordentlich stark frequentiert. Es ist das Eingangstor zu Erbachs Altstadt, die Visitenkarte der Stadt, der erste Eindruck, den jemand bekommt, ob nun Bürger oder Besucher. Das Mühlrad selbst, als auch die unmittelbare Umgebung, sind in einem desolaten Zustand und nicht dazu geeig-net, den geschichtlichen Kontext in einer lebendigen und ansprechenden Weise an Interessierte zu vermitteln.
Weil sich seit mindestens 10 Jahren niemand mehr ernsthaft dafür engagierte, hat sich der Mühlenkanal zugesetzt, das Material, das sich am Einlauf (Wehr) gesammelt hat, gleicht einem Biberdamm. Das Mühlrad konnte sich nicht mehr drehen und folg-lich nahm das Material über die Jahre einen irreparablen Schaden. Das eingesetzte Eichenholz ist grundsätzlich sehr haltbar, aber nur, wenn es entweder immer feucht oder immer trocken ist. Wenn ein Mühlrad allerdings steht, dann ist ein Teil des Mühlrades ständig im Trockenen und eines ständig im Wasser. Das Holz im Wasser saugt sich voll und wiegt mehr, als das trockenere Holz – das Mühlrad entwickelt eine Unwucht und ohne menschliche Hilfe kann es nicht mehr „rund laufen“.

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